Meine Vision ist es, dass wir Menschen Gemeinschaften gestalten, die diese Prinzipien leben und damit in der Lage sind, sich zu entwickeln, die Erde und alles auf ihr Lebende zu schützen und zu ehren. Jeder Mensch kann darin selbstbestimmt und verantwortungsvoll handeln und frei sein für das Leben.
Zusammengetragen in einem 40jährigen Prozess durch Älteste, spirituell Führende und Mitglieder verschiedener indigener Gemeinschaften in ganz Nordamerika.
Diese Prinzipien bilden die Grundlage für unseren Heilungsprozess und die Entwicklung von uns selbst (mental, emotional, physisch und spirituell), unserer menschlichen Beziehungen (persönlich, sozial, politisch, ökonomisch und kulturell) sowie unsere Beziehung zu Mutter Erde.
Wenn jede und jeder Einzelne beginnt, nach diesen Prinzipien zu leben, leben wir in Frieden. Wir brauchen dann nicht Altes oder Schlechtes zerstören, sondern leben die Alternative. Und das, was nicht lebensfördernd oder nachhaltig ist, wird wieder zu Erde werden und vergehen oder sich transformieren. Dieser Weg des Friedens, den auch Gandhi gegangen ist, Marshall Rosenberg, Siddharta Gautama oder Jesus von Nazaret, erscheint mir sehr attraktiv. Er braucht ebenso Stärke, Wille und Kraft wie Liebe, Vertrauen und Verantwortung.
Die 16 Indigenen Leitprinzipien - so einfach, so klar, so kraftvoll:
1. Der Mensch kann seine Welten transformieren
Die Beziehungen mit Anderen und der natürlichen Welt, welche zu den Problemen geführt haben, denen wir als menschliche Familie gegenüberstehen, können verändert werden.
2. Veränderung kommt von innen
Der Prozess einer menschlichen oder gemeinschaftlichen Veränderung entfaltet sich im Inneren einer jeden Person, Beziehung, Familie, Organisation, Gemeinschaft oder Nation.
3. Keine Vision, keine Entwicklung
Eine Vision davon, wer wir werden können und wie eine nachhaltige Welt aussehen würde, wirkt als kraftvoller Magnet, der uns zu unserem Potential hin zieht.
4. Heilung ist ein notwendiger Teil von Entwicklung
Es ist ein notwendiger Teil nachhaltiger Entwicklung die Vergangenheit zu heilen, alte Wunden zu schließen und nicht funktionierende und zerstörerische Muster zwischenmenschlicher Beziehungen durch gesunde Denk- und Handlungsweisen zu ersetzen.
Alles ist mit allem verbunden. Deshalb wirkt sich jeder Aspekt unseres Heilens und unserer Entfaltung auf alle anderen aus (persönlich, sozial, kulturell, politisch, ökonomisch etc.). Wenn wir an einem Teil arbeiten, ist der gesamte Kreis betroffen.
6. Keine Einheit, keine Entfaltung
Einigkeit heißt Einheit. Ohne Einigkeit ist die gemeinschaftliche Einheit, die scheinbar getrennte menschliche Wesen zu einer Gemeinschaft zusammenführt, unmöglich. Uneinigkeit ist die primäre Krankheit von Gemeinschaften.
7. Keine Partizipation, keine Entfaltung
Partizipation ist das aktive Engagement von Verstand, Herz und Energie jedes Menschen im persönlichen Heilungs- und Entfaltungsprozess.
8. Gerechtigkeit
Jede Person (unabhängig von Geschlecht, Rasse, Alter, Kultur, Religion, sexueller Orientierung) muss gleichen Zugang zu diesem Heilungs- und Entfaltungsprozess haben, sowie zu einem fairen Teil des Nutzens.
9. Geist
Menschliche Wesen sind materieller und spiritueller Natur. Deshalb ist es nicht vorstellbar, dass menschliche Gemeinschaft ganzheitlich und nachhaltig wird, ohne unser Leben auf spiritueller Ebene in Balance zu bringen.
10. Moral und Ethik
Nachhaltige persönliche und gemeinschaftliche Entwicklung braucht ein moralisches Fundament, welches in der Weisheit des Herzens zentriert ist. Wenn dieses Fundament nicht vorhanden ist, verfallen moralische und ethische Prinzipien und Entwicklung stoppt.
11. Die Verletzung des Einzelnen ist die Verletzung aller: Die Ehrung des Einzelnen ist die Ehrung aller
Der grundlegendste Fakt unserer Einheit als menschliche Familie ist, dass die Entwicklung Einiger auf Kosten des Wohlergehens Anderer nicht akzeptabel oder zukunftsfähig ist.
12. Authentische Entwicklung basiert auf Kultur
Heilung und Entfaltung muss seine Wurzeln in der Weisheit, dem Wissen und den Lebensprozessen der jeweiligen Kultur haben.
13. Lernen
Menschen sind lernende Wesen. Wir beginnen zu lernen, wenn wir noch im Mutterleib sind, und wenn nicht etwas passiert, was unseren Verstand verschließt oder unsere Kapazitäten lähmt, lernen wir weiter unser Leben lang. Lernen ist der Kern von Heilung und Entwicklung.
14. Nachhaltigkeit
Etwas zu erhalten heißt, es zu befähigen, für lange Zeit bestehen zu bleiben. Eine authentische Entwicklung verbraucht oder verhindert nicht, was es braucht, um zu bestehen.
15. Zum Positiven hin bewegen
Lösungen für die kritischen Probleme in unserem Leben und unseren Gemeinschaften sind am besten zu finden, indem wir die positive Alternative, die wir kreieren wollen, visualisieren und uns hineinbegeben. Wir lösen sie eher, indem wir unser Stärken, die wir schon haben, ausbilden, statt Energie zu verschenken und das Negative zu bekämpfen.
16. Sei der Wandel, den du sehen willst
Die stärksten Strategien zur Veränderung beinhalten immer positive Vorbilder und die Bildung lebendiger Beispiele der Lösungen, die wir vorschlagen. Durch das Gehen des Weges, machen wir den Weg sichtbar.
Die Selbstbestimmung und Kontrolle über das eigene Leben zu fördern bedeutet neben der Förderung gesundheitszuträglicher Lebensstile auch, die gesundheitsrelevanten Einflussfaktoren der Lebenswelten (z. B. Bedingungen im Stadtteil oder auf Arbeit, Zugang zu Bewegung, Ernährung, soziale Integration) zu entwickeln und damit gesundheitliche Chancengleichheit voranzutreiben.
Ich fokussiere den Menschen – als Individuum, als Gruppe oder als Gemeinschaft – und die vorherrschenden Bedingungen und Strukturen seiner Umgebung. Ich beziehe grundsätzlich das Verhalten und die Verhältnisse der Adressat_innen mit ein. Der Mensch soll keine Ratschläge erhalten, sondern befähigt werden einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu führen und zu einer aktiven Mitgestaltung seiner Lebenswelt angeregt werden. Ich leiste Hilfe zur Selbsthilfe, denn „[…] Verhaltens- und Verhältnisänderungen [sind] desto erfolgreicher und nachhaltiger […], je stärker die Beteiligten an der Problemeinschätzung, der Konzipierung und Implementation sowie auch an der Qualitätssicherung direkt beteiligt sind“ (Rosenbrock 2008).
Durch Partizipation (Teilhabe, Beteiligung) und Empowerment (Befähigung) ermögliche ich somit aktiv die gesundheitsorientierte Entwicklung und Selbstbestimmung der Adressat_innen in ihren Settings (Lebenswelten).
Ich orientiere mich bei meiner Arbeit an den in der Ottawa und der Jakarta Erklärung (WHO) festgehaltenen Leitgedanken und der Salutogenese nach A. Antonovsky.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfasste mit der Ottawa (1986) sowie Jakarta (1997) Erklärung Grundsätze der Gesundheitsförderung.
Gesundheitsförderung ist demnach ein Prozess, in dem allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung und Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsbelange ermöglicht wird und sie damit zur Stärkung ihrer eigenen Gesundheit befähigt werden.
Handlungsstrategien zur Realisierung dieses Zieles:
• Interessen vertreten
• befähigen und ermöglichen
• vermitteln und vernetzen
Diese Handlungsstrategien implizieren ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit:
Gesundheit ist Wohlbefinden und Lebensqualität, die durch individuelle,
soziale und gesellschaftliche Hintergründe beeinflusst werden.
Dieses ganzheitliche Verständnis bedeutet für mich, dass ich in Maßnahmen mit Gemeinschaften, Gruppen oder Individuen möglichst alle Determinanten einbeziehe, die Einfluss auf die Gesundheit haben. Ich fokussiere intersektorale und interdisziplinäre Zusammenarbeit und strebe die Vernetzung von Institutionen, Akteuren und Beteiligten an.
Ich arbeite dafür, dass die Gesundheitsförderung in die vorhandenen Säulen des Gesundheitssystems (Prävention, Kuration, Rehabilitation und Pflege) integriert wird, in die Politik und in die Lebenswelten der Menschen. Dabei fokussiere ich nicht vornehmlich Krankheitsursachen und Risikofaktoren, sondern orientiere mich an den vorhandenen Ressourcen der Menschen.
Die Ressourcenorientierung ist ein Kernpunkt der Salutogenese. Sie richtet den Fokus auf die Ursachen von Gesundheit. Es stehen also die Einflussfaktoren von Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt. Entscheidend ist dabei, die Gesundheit zu schützen, Ressourcen zu stärken und Belastungen zu bewältigen.
Der Ansatz der Salutogenese geht davon aus, dass der Mensch sich in seinem Leben auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit bewegt. Laut Aaron Antonovsky, der dieses Konzept begründete und formulierte, bestimmt die Ausprägung des Kohärenzsinnes eines Menschen maßgeblich die Fähigkeit, alle Lebenssituationen zu bewältigen und sich auf dem Kontinuum in Richtung Gesundheit zu bewegen. Der Kohärenzsinn stellt eine allgemeine Welt- und Lebensanschauung dar. Er wird durch folgende drei Grundhaltungen bestimmt:
Comprehensibility = „Das Leben ist verstehbar“
Manageability = „Das Leben ist gestalt- und beeinflussbar“
Meaningfullness = „Das Leben ist bedeutsam und sinnhaft“
In diesem Sinne richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Stärken der Menschen und die Ressourcen ihrer Umwelt und kann dadurch nicht nur Gesundheit erhalten, sondern auch wieder herstellen und verbessern.
Um mein Ziel der Selbstbestimmung und Befähigung der Menschen zu erreichen bestimmen folgende Grundsätze mein Handeln:
Grundlage meines Handelns sind immer die Gesundheitsbelange der Adressat_innen.
Mein Angebot ist jederzeit freiwillig.
Ich strebe eine langfristige Entwicklung des Lebensstils und der Umwelt an. Durch partizipative Methoden verstärkt sich die Eigenkompetenz, die Kontrollüberzeugung sowie das Selbstwirksamkeitsempfinden und bewirkt ein nachhaltiges gesundheitsbewusstes Verhalten. Dieses Verhalten soll im Einklang mit der Umwelt geschehen, um eigene Bedürfnisse langfristig befriedigen zu können und dabei die nachfolgender Generationen nicht zu gefährden.
Magisches Dreieck der Nachhaltigkeit
In: Leben in Viefalt (2005)
© Sigrun Lange
Ich betrachte den Menschen als Ganzes innerhalb seines Lebensbereiches. Nicht nur seine Psyche und Physis, auch sein soziales Umfeld, sein Verhalten, die Lebensbedingungen, die Probleme und Ressourcen berücksichtige ich gleichermaßen. In ein Konzept integriere ich auch Kompetenzen aus verschiedenen Disziplinen und beteilige verschiedene Akteure und Organisationen, wie Ämter, Hilfseinrichtungen, Politik oder die lokale Wirtschaft.
Wirksamkeitsevidenz heisst, dass ich auf Basis aktueller wissenschaftlicher Kriterien handele und meine Tätigkeit evaluiere, um ihre Effizienz und Effektivität sicher zu stellen.
Berufsverband Integrative Gesundheitsförderung e.V. (Hrsg.) (2011). Berufsbild. Bachelor of Science Integrative Gesundheitsförderung. www.bv-igf.de/files/berufsbild.pdf
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2001). Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert. Band 6 Reihe „
Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung“. Köln
Rosenbrock, R. (2008). Primärprävention – Was ist das und was soll das?. Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe Public Health Schwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB): Berlin
Weltgesundheitsorganisation, Genf. (1998). Glossar Gesundheitsförderung. Verlag für Gesundheitsförderung: Gamburg
http://www.fwii.net/profiles/blogs/sixteen-guiding-principles-for
Stand: 13. Februar 2016